orientalisierender Stil

orientalisierender Stil
ori|entalisierender Stil,
 
1) Phase der griechischen Kunst, zunächst in der Vasenmalerei und der Kleinkunst, in denen seit der Mitte des 8. Jahrhunderts, besonders aber seit dem frühen 7. Jahrhundert v. Chr. der geometrische Stil durch orientalische Motive und Ornamente umgewandelt wurde. Typisch sind Palmette, Löwe, Sphinx, Greif, Sirenen. Wichtig für diese Übernahmen ist anscheinend, dass kostbare kunsthandwerkliche Importe aus dem Nahen Osten seit dem 8. Jahrhundert in Heiligtümern geweiht wurden, während vordem von den Phönikern erzeugte und/oder gehandelte wertvolle Importwaren als Prestigeobjekte in den Adelskreisen blieben. Zudem gründeten Griechen seit dem späten 9. Jahrhundert eigene Handelsplätze an der Levanteküste (Al-Mina an der Mündung des Orontes, Nordsyrien). Archäologisch fassbar sind die materiellen Erzeugnisse des Kunsthandwerks und der Kleinkunst, die aus syrischen, späthethitischen und aramäischen Kleinstaaten und aus Urartu, aus phönikischen, assyrischen und später ägyptischen Werkstätten stammen; auch andere Kulturgüter gelangten nach Griechenland, z. B. wurde die phönikische Schrift der Handelspartner übernommen (in Al-Mina?), und orientalische mythologische, literarische und religiöse Vorstellungen fanden Verbreitung. Der orientalisierende Stil setzte sich auch in der archaischen griechischen Kunst fort, besonders ist hier die Frontalität der früharchaischen dädalischen Plastik und auch der folgenden griechischen archaischen Plastik zu nennen, allerdings baute die Archaik zugleich ihren eigenen Formenkanon auf.
 
 2) Phase der etruskischen Kunst des 7. Jahrhunderts v. Chr., wobei von Phönikern importierte orientalische oder griechische orientalisierende Arbeiten anfänglich von orientalisierenden etruskischen Erzeugnissen (z. B. aus Caere) schwer zu unterscheiden sind. Als gesichert gilt, dass die typische etruskische Keramik Formen phönikischer Metallgefäße zum Vorbild nahm.
 
 3) Blütezeit der iberischen Kultur von Tartessos am Guadalquivir (Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr.), die abbrach, als einheimische Werkstätten gerade begannen, nach orientalischen (v. a. phönikischen) Vorbildern eigene Traditionen auszubilden (Grabschatz von Aliseda).

Universal-Lexikon. 2012.

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